Wenn wir von Lebensstil sprechen, dann sprechen wir nicht davon, was Du gerne für Kleidung trägst oder ob Du in der Schweiz, in Afrika oder in Dubai wohnst. Nein, wenn wir in der Individualpsychologie von Lebensstil sprechen, dann sprechen wir von der Art und Weise, wie Du ins Leben blickst.
Es ist die Brille, mit der ein Individuum das Leben betrachtet und auf welche Weise etwas bewertet, betrachtet, gewichtet wird.
Wie sind Frauen?
Wie sind Männer?
Wie sind Beziehungen?
Wie sind Kinder?
Wie ist Schule? Was bedeutet Arbeit?
Welche Politik ist die Richtige? Welche Meinungen sind falsch?
Dies und vieles mehr, also eigentlich ALLES an unseren Gedanken, Gefühlen und Wahrheiten wird zu unserem Lebensstil. Der Lebensstil setzt sich zusammen aus unseren tiefsten Befürchtungen und Ängsten. Und dem entsprechend aus den Mustern und Strategien, wie wir diese vermeiden, umgehen und die uns erstrebenswerten Ziele erreichen.
Gehen wir in ein Coaching oder in eine Beratung bei einem Psychologen oder Individualpsychologen, sollte automatisch auch Lebensstilarbeit mit dabei sein. Lebensstilarbeit bedeutet in diesem Sinne eine Arbeit am eigenen Erkennenen, am Bewusstwerden von bisher unbewussten Vorgängen, Haltungen und dem eigenen Erleben. Erkennen wir kognitiv, wovor wir uns fürchten, was wir auf jeden Fall vermeiden möchten und welche Muster und Strategien wir dazu anwenden, beginnen wir zu begreifen was dahinter steckt. Dieses Erkennen ist essentiell für die Schlüssel zur Selbstermächtigung, denn nur was uns bewusst wird, was wir erkennen, daran können wir auch etwas verändern.
Wir können uns dadurch für weitere Blickwinkel und Perspektiven öffnen. Wir können andersartige Wahrheiten betrachten und uns entscheiden ob es an der Zeit ist, die eigene Denkweise und Einstellung zu einem Thema zu verändern. Dies ist der Beginn von neuen Mustern. Es sind allerdings noch nicht die neuen Muster, es ist einfach mal das Erkennen und die Entscheidung, hier am eigenen Lebensstil etwas zu verändern. Doch es ist ein essentielles Commitment, ohne dies, ist Veränderung im Einklang mit sich selbst meines Erachtens nach nicht möglich.
Manchmal entscheiden sich Menschen dazu aus dem Wunsch sich selbst weiter zu entwickeln und betrachten dadurch auch das, was sie blockiert oder ihnen im Wege steht. Oft sind es jedoch Krisen, besondere Herausforderungen und der Wunsch nach Veränderung, die uns näher an die eigenen Lebensstilmuster heran führen. Ich denke das Leben serviert uns solche Möglichkeiten, Krisen und eben auch Chancen, weil es immer wieder Muster gibt, die uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr nützlich, nicht mehr dienlich sind. Es ist, als würde uns das Leben dann dahin anstupsen, genau dort mal hinzusehen und als würde es uns sagen: "Hey Du liebe Seele, es ist nun WIRKLICH Zeit, dass Du hier etwas veränderst!"
Es ist mir aber super wichtig zu sagen, dass KEIN Muster, KEINE Strategie per se schlecht ist. Jedes Muster, jede Strategie hat uns dazu geholfen, unseren Weg durchs Leben bis hierhin zu gehen. Sie haben uns geholfen, eine ganz persönliche Gangart zu finden und oftmals dienten diese Muster und Reaktionen als unbewusste Ressource und Psychohygiene. Es war genau die Möglichkeit, wie wir z.B. als Kind auf den Schmerzpunkt, auf das innere Erleben reagieren konnten. Das Muster, die Reaktion, unsere Strategie darf also unseren vollen Respekt, unsere Wertschätzung und Dankbarkeit erhalten. Denn ob wir sie als Unangenehm empfinden oder nicht, sie hat uns gedient bisher!
Umso wichtiger ist es nun sich jetzt zu fragen: Ist dieses Muster mir heute noch dienlich? Ist diese Strategie der Überkompensation, der Sichtweise dem Leben zu begegnen noch sinnvoll und richtig für mich und mein Umfeld heute? Und in Zukunft? Wo darf ich mich weiterentwickeln und altes ausgedientes hinter mir zurück lassen? Denn dies ist der Punkt, der uns zur Veränderung anstösst. Veränderung bedeutet Persönlichkeitsarbeit, ein Dran bleiben, ein umpolen.
Manchmal geht das schnell und einfach, weil wir das Wozu dahinter erkannt haben, die Befürchtung ein Gesicht bekommt. Manchmal sitzen die Muster tief, sie sind so stark in unserem Sein verankert, dass ein riesiges Loch entstehen würde, lassen wir dieses Muster einfach weg. Die Frage ist ja dann auch meistens: "Was denn sonst? Was denn statt dessen?" Zurecht macht solche Verwandlung Angst und mahnt zur Vorsicht, denn eine Veränderung könnte ja alles auf den Kopf stellen, den eigenen Boden komplett unter den Füssen weg ziehen oder sonstiges. Deshalb gehört hier der Aufbau von neuen Ressourcen dazu. Haben wir neue Ressourcen, können wir die alten Muster weg lassen. Immer mehr, weil wir erkennen, dass wir uns auf die neuen Ressourcen und Antworten verlassen können. Weil die neue Gangart, die neue Haltung sich sanft in unser Leben integrieren und erproben darf. Das ist ein Weg, den können wir nur gehen, Schritt für Schritt. Der Weg ist hier das Ziel, das Ziel kommt von alleine zu uns. Laufen wir dem Ziel hinterher, fallen wir meistens in alte Muster zurück, werden ungeduldig, geben auf.
Wie können wir denn neue Muster herein holen und unseren Lebensstil wirklich verändern?
Neue Muster können wir über verschiedene Möglichkeiten erlangen: Körperhaltungen (z.B. nach Stanley Keeleman) können dabei helfen. Das erwecken von inneren Anteilen und Archetypen, ist eine meiner persönlichen Lieblings-Medizin dafür, die ich übrigens auch anbiete. Schmöckere gerne dazu in meinem Angebot. Es hilft auch, wenn wir kognitiv neue Reaktionsmöglichkeiten und Denkhaltungen erarbeiten und überlegen. Es gibt natürlich noch unzählige weitere Möglichkeiten, auch Manifestationstechniken in denen wir neue Glaubenssätze erarbeiten und einüben, können u.A. massgeblich dazu beitragen. Egal welche Medizin Dir dazu hilft, erlaube sie Dir. Auf jeden Fall ist es super wichtig, dass Du dabei Körper, Geist und Seele berücksichtigst. Lebensstilmuster sind überall in uns gespeichert und oftmals dürfen wir deshalb durch verschiedene Schichten daran arbeiten, bis sie nachhaltig und ohne pure Willensstärke verändert werden können.
Setzen wir pure Willensstärke ein, suchen sich die Muster meiner Meinung nach einfach andere Wege, wo sie wieder ins Leben durchbrechen. Gerne auch über chronische Krankheiten oder ähnliches. Wie siehst Du das?
Ich könnte auch sagen, unser Lebensstil, das ist unser Ausdruck, wie wir der Welt begegnen. Möge er mit dem inneren Erleben übereinstimmen. So oft wie möglich. Dann ist Frieden in uns.
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